Schöne Handschrift beginnt im Kindergarten
In der aktuellen Diskussion um den Verfall der Handschrift fordern Grundschullehrer bereits Zusatzstunden, um Kinder in der Feinmotorik zu fördern – so schlimm steht es offenbar aus Lehrersicht. Meiner Erfahrung nach beginnt das Problem bereits bei der mangelnden Förderung im Kindergarten.
In den letzten 15 Jahren haben sich offene Konzepte in den Kindergärten immer weiter verbreitet, während die stark rhythmisierten, gruppengebundenen Konzepte mit konsequenter Anleitung durch Erzieher immer mehr zurückgedrängt werden. Das bedeutet: Je nach Ausmaß der Offenheit findet morgens noch irgendeine gemeinsame Aktivität in einer festen Gruppe statt (oder auch nicht), aber danach bestehen nur noch „Angebote“ in den verschiedenen Räumen bzw. Ecken des Kindergartens. Weder das regelmäßige Zeichnen mit Stiften, noch klassische Fröbelarbeiten oder allgemeines Basteln wird zuverlässig von allen Kindern praktiziert. Statt dessen ist auch dies Teil der „Angebote“: Wer möchte, kann in die „Künstlerwerkstatt“ gehen – wer nicht mag, lässt es bleiben. Und die, die es bleiben lassen, sind meiner Erfahrung nach überproportional häufig die Jungs. Die entsprechenden Angebote sind für sie nur selten attraktiv.
Zu dieser problematischen Beliebigkeit kommt unglücklicherweise oft noch die irrationale und schädliche Auffassung hinzu, man dürfe Kinder gar nicht aktiv fördern. Ein Kindergarten fasst das in seinem Manifest so zusammen: „Wir ziehen nicht und wir schieben nicht, wir lassen wachsen.“. Das ist die sentimentale, aber nicht kindgerechte Idee einer forderungsfreien Kindergartenzeit, in der sich quasi von selbst die im Kinde schlummernden Talente entfalten, wenn man es nur zulässt.
Darin zeigt sich das gesamte Dilemma einer solchen Kindergartenerziehung: Die Kinder können nicht gut zeichnen – daher haben sie keine Lust dazu – sie werden aber aus ideologischen Gründen auch nicht gefördert – also können sie weiterhin schlecht zeichnen – und haben noch weniger Interesse daran. Ein Teufelskreis.
Dies kann letztendlich dazu führen, dass so manches Kind in seinen drei bis vier Kindergartenjahren fast nie einen Stift in die Hand nimmt. Feste, nicht freiwillige Zeichen- und Schreibaktivitäten müssten nicht nur die fehlende Routine, Hand-Auge-Koordination, Muskulaturausbildung und Formenauffassung stärken, sondern vor allem Freude am Zeichnen wecken und die Kinder schnell zu motivierenden Erfolgen führen. Das wäre eigentlich einfach, wenn nicht die Verweigerung, aktiv in kindliche Entwicklung einzugreifen, im Wege stünde.
Damit verbunden ist häufig der Irrtum, alles Schöne und Bereichernde könne nur durch Eigeninitiative von Kindern begonnen werden. Hiermit verkennt man völlig, dass der Erzieher gerade aus seinen eigenen Erfahrungen, seiner „reichen Innerlichkeit“ (Paul Moor) und seiner ansteckenden Begeisterung heraus Kinder sehr wohl zu wunderbaren Lernfortschritten bringen kann. Ein Großvater, der gerne mit seinen Enkeln zeichnet, kann sehr wohl die Initiative dazu ergreifen und zugleich beglückende Erinnerungen und lehrreiche Erfahrungen schaffen. Wer als Kind mangels Erfahrung nicht einmal ahnt, wie schön Zeichnen sein kann, wird entsprechende „Angebote“ nicht von sich aus aufsuchen. Wenn Erzieher es aus Angst vor Verbindlichkeit beim „anbieten“ belassen, nehmen sie sich und den Kindern viele Gelegenheiten für wunderbare Erfahrungen.
Das gilt für alle Bereiche der Arbeit in Kindergarten und Schule. Am Beispiel der Feinmotorik möchte ich diese und nächste Woche besonders darauf eingehen. Mit der richtigen erzieherischen Haltung ist es eigentlich einfach, in nur 15 Minuten täglich motivierende Fortschritte in der Graphomotorik für Kinder im Vorschulalter zu erzielen. Weder Ergotherapie noch sonstige Spezialprogramme sind dazu nötig.
Hier ein kleiner Vorgeschmack: Die Bilder der Kategorie „vorher“ sind Zeichnungen, die Kinder im Rahmen eines verpflichtenden Arbeitsauftrags zu einem bestimmten Stichwort gezeichnet haben. Die Bilder der Kategorie „nachher“ sind mit Hilfe schrittweiser direkter Instruktion nur 10 Minuten danach vollendet gewesen – zum Stolz der kleinen Zeichner!
Wenn Sie selbst etwas unternehmen wollen, bestellen Sie doch für Ihre Klasse oder Vorschulgruppe unseren Schreiblehrgang!
Mehr Artikel zum Thema Handschrift finden Sie, wenn Sie das Stichwort „Handschrift“ oben ins Suchfeld eingeben oder über folgende Links:
- Hat sich die Handschrift wirklich so sehr verschlechtert?
- Welche erzieherische Haltung befördert eine Lernerziehung, die zu sauberer Schrift und guter Graphomotorik führt?
- Welche Fehlentwicklungen im Schulwesen haben zur Verschlechterung der Handschrift geführt?
- Welche Voraussetzungen sollten bereits im Kindergarten aufgebaut werden und warum geschieht das nicht (mehr)?
- Warum ist Automatisierung wichtig und welche ideologischen Gründe verhindern sie?
- Welche didaktischen Irrtümer verhindern konsequentes und reichliches Üben?
Hallo Frau Stiehler,
schön dieses von Ihnen zu lesen! Leider wird es immer mehr Realität, daß die Erzieher in Horten und Kindergärten sich mehr und mehr auf freiwillige Angebote und Bewachung beschränken. Leider scheint auch immer mehr Erziehern die reiche Innerlichkeit zu fehlen, oder wie sie schreiben, die Überzeugung, daß es eigentlich ihre Aufgabe ist, aus dieser zu schöpfen und den Kinder zu vermitteln, damit sie lernen, aus sich selbst schöne und erfahrungsreiche Bilder und Erlebnisse zu schöpfen, selber Kreativität lernen, Selbstbewußtsein, Bewegungssicherheit durch eigene Erfahrungen entwickeln; sei es zeichnen, Musik machen, sei es spielen und toben im Abendteuerraum oder im Wald. Wenn es nur Angebote gibt, dann drängen sich die stärksten Reize in den Vordergrund, sei es bei den Jungen die letzte Episode Lego Ninjago aus dem Fernsehen, die nachgespielt werden will. ohne Kontrolle, ohne Grenzen, aber mit saftigen Strafen und gepfefferten Elterngesprächen, wenn es mal wieder nicht geklappt hat mit dem Regeln einhalten.
Liebe Frau Klussmann,
herzlichen Dank für Ihren Kommentar! Ja, ich teile Ihre Beobachtung, dass das „Fehlende“ im Lernen und Verhalten nur selten aktiv aufgebaut wird, während „Fehler“ dann sehr schnell und manchmal auch von Klischees verzerrt (jedes Kräftemessen ist gleich „Gewalt“ etc.) geahndet werden. Aber das Fehlende aufzubauen erfordert nuneinmal sehr viel Wissen, Geduld und Selbsterziehung; drei Dinge, an denen es vielen Erwachsenen mangelt, nicht nur beim Kindergartenpersonal. Ich wünsche Ihnen trotzdem viel Langmut im Umgang mit diesen alltäglichen Frustrationen, und das Geschick, Ihre Kinder trotzdem einigermaßen fröhlich und unbeschwert durch das Bildungswesen zu lavieren!
Wir werden an diesem Thema dranbleiben, verfolgen Sie unser Blog weiter, das Vorhandene ist erst der Anfang!
Herzliche Grüße,
Dr. Miriam Stiehler
Das fasst die Erfahrung mit zwei Jungs im Kindergarten gut zusammen. Der eine vier Jahre gut beschäftigt mit Legobauen, Löcherbuddeln und sonst nichts, der andere ebenso gut beschäftigt in „selbstbestimmten“ Bandenkämpfen Jungs gegen Mädchen. Krönung: Ergotherapie IN DER KITA wegen katastrophalem Umgang mit Stiften, aber trotzdem null Stiftkontakt in der restlichen Kitazeit. Beide mittlerweile Schulkinder, die freiwillig nie einen Stift in die Hand nehmen. Das Kindergartendrama setzt sich in der Schule fort durch Hefte zum Ausfüllen, Arbeitsblätter zum Ankreuzen, etc. Wenn der Sechstklässler mal einen Text von mehr als einer halben Seite schreiben soll, hält er das für Folter. Meine Bitten, darauf zu achten, dass der Viertklässler in der Schule den Stift nicht allein mit den Fingerspitzen hält, verhallen nunmehr das vierte Jahr, denn „er macht das ja lieber auf seine Weise“. Und ob wir nicht mal Ergotherapie andenken könnten, er schreibe ja immer noch so groß und krakelig…
Was Sie schildern, dürfte so ziemlich die maximale, aber leider gar nicht mal seltene Ausprägung dieser unseligen Situation sein. Zu dem Zeitpunkt bleibt wohl hauptsächlich noch der Versuch, die Kinder über ein cooles Zeichenbuch doch noch für den freiwilligen Umgang mit dem Stift zu begeistern und mit sanftmütiger Härte ein paar verpflichtende Übungen einzuführen, um allzu große Nachteile durch schiere Langsamkeit oder schmerzende Kinderhände zu vermeiden. Versuchen Sie es doch mal mit folgendem Buch: „Einfach Zeichnen“ aus dem Parragon-Verlag. Kommt bei vielen Kindern in meiner Praxis sehr gut an. Herzliche Grüße und viel Geduld und Erfolg! Dr. Miriam Stiehler
Entschuldigung, dass ich das jetzt so offen und undiplomatisch schreibe – und ja, mir ist bewusst, dass Ihr Kommentar schon ein Jahr alt ist. Aber ich empfinde das, was Sie schreiben arg als „die Schule ist für alles verantwortlich, die Lehrer sollen sich um meine Kinder kümmern“. Wenn ich als Mutter oder Vater nicht mit meinen kleinen Kindern male, bastele, schreibe, etc., warum erwarte ich dann, dass es andere tun? Wenn mein Viertklässler es nicht schafft, einen Stift richtig zu halten, warum verschwende ich dann die Energie darauf, 4 Jahre lang mit den Lehrern zu diskutieren? Natürlich sind die Lehrer dafür da, den Kindern etwas beizubringen. Sonst könnten wir alle das in Amerika so populäre „Homeschooling“ praktizieren (was zumindest in Deutschland ja gegen die Schulpflicht ginge). Aber wenn ich weiß, dass meine Kinder im Kindergarten mit Legospielen und Löcher buddeln beschäftigt sind, dann verbringe ich doch zum Ausgleich die regnerischen Nachmittage mit ihnen beim Basteln und Malen zu Hause. Ein Kind, dass das Angebot nicht bekommt, kann doch auch gar nicht wissen, dass es ihm Spass macht. Und wenn mein Kind den Stift bei den Hausaufgaben nicht richtig hält, dann kann ich es ihm doch zu Hause zeigen. Dafür brauche ich keinen Lehrer oder gar einen Ergotherapeuten. Bzw. hätte ich / mein Kind ein ganz anderes Problem, wenn es sich von mir so etwas nicht sagen / zeigen lassen würde.
Natürlich ist eine schöne Schreibschrift zweifelsohne eine Sache der Übung und damit auch die Angelegenheit der Lehrer. Ich denke allerdings, dass vielfach auch die Eltern hier einiges beisteuern könnten. Wurden bis in die 80er Jahre die Hausaufgaben noch im Beisein der Eltern gemacht (ich spreche hier von der Grundschule), sitzen die Kids doch heutzutage überwiegend alleine am Tisch zu Hause bzw. eher sogar noch in der Betreuung (nein, das soll keine Kritik an berufstätigen Eltern sein!) um ihre Hausaufgaben zu machen. Evtl. wird nach der Erledigung noch einmal von den Eltern nachgeschaut, aber oft genug sehe ich auch Hefte, wo zwar das „A“ erkennbar geschrieben wurde, es aber in der gleichen Reihe unterschiedlich hoch oder tief zwischen die Linien gesetzt wurde. Natürlich schaut der Lehrer anschließend nach. Aber wäre der Lerneffekt nicht deutlich größer, wenn das Kind den Hinweis gleich bekäme? Anstatt die Fehler erst einmal „einzumeißeln“? Meiner Erfahrung nach sind die Kinder dankbar für das sofortige Feedback, sie finden die Aufgaben viel zu einfach und erledigen sie beiläufig, ohne die nötige Konzentration (dies stellt für mich übrigens noch ein anderes großes Problem da!). Das ändert sich bei den meisten Grundschülern sofort, wenn man sie auf die Feinheiten aufmerksam macht, und sie bemühen sich dann, den Rest besser zu machen. Und nein, ich bin kein Pädagoge, ich habe nur sehr viele Kinder in meinem Umfeld, die ich gerne eben auch mal beobachte – und fördere. Warum soll das alles alleine an den Lehrern hängen bleiben?
Wenn ich möchte, dass meine Kinder mehr schreiben, dann unterstütze ich sie darin. Warum nicht den Großen Postkarten an den Kleinen schreiben lassen? Wenn die dann auch noch mit der Post eintrudeln ist doch die Begeisterung geweckt, jeder bekommt gerne Post. Ich lasse sie Wunschzettel schreiben, nicht nur zu Weihnachten oder Geburtstag. Man kann sich auch ein Essen für den nächsten Tag wünschen, ein Spiel am Wochenende etc. Ich selbst schreibe ihnen abends auf, was ich am vergangenen Tag erlebt habe und bitte um eine Antwort. Es gibt so viele Möglichkeiten, wenn aber ich selber die Energie nicht habe, meine Kinder zu fördern, warum erwarte ich das von anderen? Weil sie dafür bezahlt werden? Nein, die Verantwortung für mein Kind trage ich selber, nicht die anderen. Ganz klar komme ich da an meine Grenzen, wenn es um die Inhalte geht. Bin ich nicht gut in Mathe, kann ich meinem Kind wahrscheinlich auch keine Bruchrechnung erklären und ganz klar, dafür gibt es die Lehrer. Dass mein Kind das Rechnen / Schreiben / Malen / Flöten / was auch immer aber auch übt, dafür muss ich mein Kind als Elternteil unterstützen. Wissen und Fertigkeiten müssen sich durch Üben setzen. Und hier kommen zumindest in meinen Augen ganz stark die „familiären Begleitpersonen“ ins Spiel, das kann ich nicht alles auf die Lehrer abwälzen, die ja nicht nur mein Kind, sondern auch noch ca. 25 andere betreuen und „belehren“ müssen.
Hallo Nane, danke für Ihren langen Beitrag – gegen „undiplomatisch“ haben wir hier nix, keine Sorge 🙂 Ich gebe Ihnen grundsätzlich Recht, wenn der Fehler bei den Hausaufgaben schon nicht korrigiert wird, dann schadet das dem Kind. Daher gibt es auch in unserem Schreiblernheft extra einige Seiten mit Erklärungen für besorgte Eltern, die sich nicht trauen, etwas wegzuradieren, und für bequeme oder unsichere Eltern, die die Rolle der häuslichen Übung unterschätzen. Allerdings schließt das eine das andere doch nicht aus, oder? Schule und Kindergarten sollten angemessene Erwartungen haben und sinnvoll fördern. Eine Schule, die das Wegradieren verbietet und Verpflichtung als etwas Negatives betrachtet, verunsichert Eltern und bringt sie in die Situation, sich bei den Kindern mit den von Ihnen vorgeschlagenen häuslichen Anforderungen unbeliebt zu machen. Da muss man dann durch, aber schön ist es nicht, gegen die Schule zu arbeiten statt mit ihr. Und als Mutter von vier Kindern kann ich Ihnen sagen: Man kann vieles in häuslicher Förderung machen, ja. Vor allem mit einem Einzelkind. Aber man kann nicht komplett ausgleichen, wenn der Unterricht am Vormittag nullwertig oder sogar schädlich war. Lehrer und Erzieher sollen ihren Job machen – genau wie die Eltern. Alle drei Gruppen machen ihn manchmal nicht oder schlecht. Und keine der drei Gruppen hat viel Freude daran, die Versäumnisse der anderen auszugleichen.
Vielen Dank für diesen sehr interessanten Artikel! Unsere Kita ist halboffen, und damit bin ich recht zufrieden. Es wird viel mit den Kindern gemacht, unter Anleitung, sowohl in der altershomogenen pädagogischen Hauptzeit am Morgen als auch in der altersheterogenen Gruppe am Nachmittag. Ich denke, eine Kombination von geschlossenen und offenen Konzepten ist die Lösung, da beide über Vor- und Nachteile verfügen.
Mich würde interessieren, wie man ein Kind beim Malen bestmöglich instruieren kann?
Danke und Gruß
Ja, ich sehe auch in meiner Vorschule sehr wissbegierige Kinder aus einem halboffenen Kindergarten, der durchaus Vorteile auszuspielen weiß. Aber letztlich steht und fällt alles mit den Überzeugungen, den Kompetenzen und dem Engagement des Personals; auch in einem halboffenen oder geschlossenen Konzept. – Zu Ihrer Frage: Ich bin nicht völlig sicher, ob Sie eher die pädagogische oder die methodische Seite meinen, also versuche ich kurz, auf beide zu antworten.
Pädagogisch: Nicht alles über den grünen Klee loben; auch mal sagen, wenn etwas nicht erkennbar ist. Selbstkritik der Kinder ihnen nicht ausreden, sondern lieber helfen, besser zu zeichnen. Gerade im sog. „Ersten Gestaltwandel“ Ruhe bewahren vor den Wutausbrüchen der Kinder, die wie Schulkinder zeichnen wollen, aber es nur wie Kleinkinder können (bald folgt ein eigener Artikel zum 1. Gestaltwandel). In dieser Phase keine grundsätzlichen Fehlentwicklungen (mit Sachen werfen, Beschimpfungen etc.) einreißen lassen, aber den inneren Konflikt des Kindes aushalten lernen, Halt geben.
Methodisch: Siehe unseren Buchtipp. Von den Grundformen ausgehen. Jeden Schritt der Zeichnung besprechen: Was ändert sich nun? Was fügen wir hinzu? Grundformen kindgemäß benennen: Ei, Zuckerstange, Kringel etc. – Oval, Bogen etc. kann dann dazukommen. Zu zeichnende Teile klar benennen – Wissen der Kinder näher kennenlernen: Weiß das Kind überhaupt, was das Teil unten an der Rakete ist? Beim Zeichnen solche Dinge klären – das Kind sollte wissen, was es da malt. So vertieft sich beim Zeichnen sein Verständnis der Dinge.
Gemeinsam zeichnen Schritt für Schritt: Sie zeichnen einen Arbeitsschritt auf Ihrem Blatt vor, das Kind vollzieht ihn auf seinem nach. Kleine Hilfen geben: den Beginn oder besonders schwierigen Teil mancher Linien leicht andeuten und vom Kind die ganze Linie vervollständigen lassen. Start und Endpunkt von Linien räumlich eindeutig benennen: „Auf der linken Hälfte des Bogens oben am Ohr“; „eine große Flamme in der Mitte und rechts und links davon zwei kleinere“ – zum Sehen lernen gehört das Denken lernen, das Konstruieren der Form im Kopf, ehe man sie aufs Papier bringt, und das Verständnis von Raumbezeichnungen. Letzteres kommt häufig zu kurz.
Ich hoffe, das hilft Ihnen weiter. Schicken Sie uns doch ein Werk Ihres Kindes per Mail, wenn Sie Lust haben! Adresse: info@wissenschaffer.de
Herzliche Grüße,
Dr. Miriam Stiehler
Vielen Dank für diese ausführliche Antwort! Meine Tochter ist erst zwei, wir sind noch in der Phase, wo ich sie erklären lasse, was sie denn da gemalt hat (viel ist leider wirklich noch nicht zu erkennen 😀 Manchmal rate ich auch. Oft bittet sie mich, etwas zu malen. Sie mag Schnecken und Fische, also einfach Tiere, oder Gegenstände wie Regenschirme.
Ich denke auch, dass es wirklich davon abhängt, wie gut sich das Personal mit den Kindern beschäftigt.
Das gilt auch für Eltern, habe mir soeben vorgenommen dass wir öfter malen werden! Ich bin leider nicht besonders gut, aber man lernt ja nie aus. Gerne kann ich dann auch mal ein Bild schicken, falls 2 Jahre nicht außerhalb des Interessenbereiches liegt?
Viele Grüße
Stacia
Liebe Stacia,
wir freuen uns natürlich über jede Zusendung; und wenn ein Kind mit 2 Jahren bereits erkennbare Schnecken und Fische zeichnet, ist das für sich genommen schon interessant!
Ich kann übrigens Ihr Unbehagen über die eigenen Zeichenkünste gut nachvollziehen. Ganz unter uns gesagt: Ich war an meinen ersten Unterrichtstagen sehr frustriert, als ich feststellte, dass man in 13 Jahren Schule alles mögliche im Kunstunterricht lernt, aber nicht, einen schönen Löwen oder Affen zu zeichnen. Ich habe von den ganze einfachen Zeichenschulen für Kinder daher selbst enorm profitiert – das macht einen auf jeden Fall geduldiger, wenn es beim Kind auch nicht auf Anhieb klappen will 😉 Herzliche Grüße,
Miriam Stiehler