Susi sag mal söner Snee: Sigmatismus und Schetismus
Die Bildung der Laute CH1 (wie das CH in „ich“), SCH und S (stimmhaft sowie stimmlos) bereitet vielen Kindern im Vorschulalter längere Zeit Probleme. Zu diesen und anderen häufig betroffenen Lauten erhalten Sie bei uns im Fachshop die Übungshefte aus dem FON-Fachverlag.
Nicht nur der Onkel Schyschyphusch aus Wolfgang Borcherts bekannter Kurzgeschichte hatte Probleme mit dem S, sondern auch viele Kinder tun sich mit diesen Lauten schwer. Manchen rutscht die Zunge zwischen die Zähne (deshalb sind Zahnfehlstellungen durch zu langen Schnullergebrauch so schädlich), oder sie ersetzen die Laute durch ähnliche. Bis zum 4. Geburtstag ist das nicht weiter tragisch, aber wenn das Kind die korrekte Lautbildung bis zum Alter von 4 1/2 Jahren nicht im Alltag gelernt hat, sollte man zumindest zur initialen Beratung und Diagnostik einen Logopäden hinzuziehen und die Laute ganz gezielt erarbeiten. Dabei haben sich die Lautübungshefte aus dem logopädischen FON-Fachverlag sowohl für Eltern aus auch für die Arbeit in logopädischen Praxen durch ihren sachgemäßen Aufbau und die für Kinder ansprechenden und hilfreichen Übungen bewährt. Alle Hefte beginnen mit Übungen zur Lautunterscheidung, anschließend folgen gezielte Übungen zur richtigen Lautbildung und Mundmotorik und den Abschluss bilden Übungen auf Satzebene, die die Übertragung in die Alltagssprache anbahnen.
Erfahrungsgemäß können engagierte Eltern nach logopädischer Erstberatung isolierte Sprechfehler mit diesen Heften gut beheben, wenn konsequent ein halbes Jahr lang täglich z.B. auf Autofahrten, nach jeder Mahlzeit (also an mehreren Zeitpunkten pro Tag) einige der Sprechübungen spielerisch durchgeführt werden. Man wiederholt z.B. das Kichern der CHI-CHI-CHI Hexe oder Sätze wie „20 Zwerge schleichen sich leise über die Grenze des Reiches“ immer wieder bei diesen Gelegenheiten. Zusätzlich ist in jedem Fall eine freundliche Korrektur im Alltag nötig, d.h. Sie lassen das Kind häufig falsch ausgesprochene Wörter nochmals richtig sprechen und erinnern es daran, die Zunge einzuziehen.
Schetismus: Wenn das SCH falsch gesprochen wird
Kinder ersetzen den Laut häufig durch ein S oder CH1 („söner Snee“, Kirche statt „Kirsche“), oder lassen ihn aus („Ule“ statt „Schule“). Seltener wird er auch wie beim ganz klassischen Lispeln durch einen Laut, der dem englischen „th“ entspricht, ersetzt („Thule“ statt „Schule“).
Wichtig ist, dass Kinder, die diese Laute mit 3 oder 4 Jahren falsch sprechen, sie auf jeden Fall beim Hören voneinander unterscheiden können. Wenn auch das nicht gelingt, sollte schon früh eine logopädische Praxis aufgesucht werden.
Sigmatismus: Wenn das S falsch gesprochen wird
Das S gehört zu den Lauten, die Kinder als letztes in der Sprachentwicklung lernen. Um das S zu bilden, muss man die Zungenanspannung bereits sehr präzise steuern können, und das ist erst spät in der Sprachentwicklung der Fall. Im Deutschen unterscheidet man (siehe „Erstes Lesen mit dem OLM von der ALM, S. 36 und S. 58) zwischen dem stimmhaften und stimmlosen S. Vor Vokalen spricht man i.d.R. ein stimmhaftes S. Wenn das Kind hier ein stimmloses S spricht, dies aber immerhin korrekt, ist das kein behandlungsbedürftiges Problem, sondern nur eine Feinheit (die hochdeutsche Aussprache würde eines verlangen). Viele Dialekte vernachlässigen aber das stimmhafte S, so dass auch „Salat“ oder „Sonne“ in manchen Gegenden gerne mit stimmlosem S gesprochen werden. Solange Ihr Kind wenigstens das stimmlose S richtig bilden kann, müssen Sie nicht zum Logopäden gehen. Für die spätere Rechtschreibung hingegen ist es nützlich, den Unterschied hören und sprechen zu können, da er erklärt, wann wir ein „s“, ein „ss“ und ein „ß“ schreiben.
Chitismus: Wenn das CH1 („ich“) falsch gesprochen wird
Auch mit dem weichen CH1 haben Kinder im Vorschulalter häufig probleme. Manche lassen es aus („i“ statt „ich“), andere ersetzen es durch ein korrekt gebildetes s („is“ statt „ich“) oder durch eine Lautfehlbildung („ith“ statt „ich“).
Sehr geehrte Fr. Stiehler,
m. E. hat sich in Ihren Artikel ein Fehler eingeschlichen: Korrektives Feedback gehört zu den Modellierungstechniken nach Dannenbauer und besteht darin, die inkorrekte Äußerung des Kindes korrekt zu wiederholen (Kind: „Da ist ein Saf.“ – Mutter: „Ja, da ist ein Schaf. „). Das Kind zum korrekten Nachsprechen aufzufordern oder es ausdrücklich an die korrekte Lautbildung zu erinnern, ist kein korrektives Feedback im Sinne Dannenbauers.
Mit freundlichen Grüßen,
Stefanie Siegel
Liebe Frau Siegel,
herzlichen Dank für den Hinweis! Ich meinte tatsächlich nicht korrektives Feedback im Sinne Dannenbauers, da ja viele Kinder die Laute sehr wohl korrekt hören, aber sich nicht bewusst machen, dass Sie sie anders gesprochen haben. Da habe ich nicht genau formuliert. Es greift meiner Erfahrung nach gerade das korrektive Feedback in diesem Sinne zu kurz; sobald die Lautbildung grundsätzlich gelingt, kann man m.E. ohne viele, viele Wiederholungen durch das Kind im Alltag keine Erfolge erzielen. Das reine richtige Vorsprechen genügt nicht.
Ich habe auf Ihren Vorschlag hin die betreffende Stelle umformuliert – danke, dass Sie so aufmerksam waren! Dannenbauer ist übrigens leider dieses Jahr am 24. April verstorben, ich hatte noch das Vergnügen, seine Veranstaltungen zu besuchen.
Herzliche Grüße,
Miriam Stiehler