Den Dop-pelmitlaut hört man nicht – es irrt sich, wer in Silben spricht!
Immer wieder wird behauptet, man könnte die schwierig zu schreibenden Doppelkonsonanten im Deutschen hören, wenn man sauber in Silben spricht. Diese „Regel“ verbreiten Lehkräfte und auch Therapeuten, selbst in Schulbüchern findet sie sich. Sie sieht in etwa so aus (aus dem bayerischen Lehrbuch „Zauberlehrling“, 3. Klasse):
Die erweiterte Regel wird so vorgestellt:
Hier wird den Kindern eine besonders schädliche Variante des falschen Lehrsatzes „Sprich sauber und schreib wie du sprichst“ vermittelt. Angeblich könnte man die zwei Kosonanten in „An-na“, „schüt-telt“ und „Nüs-se“ hören, und für die Wörter mit einem Doppelkonsonanten am Ende (der nicht zu unterscheiden ist vom einfachen) soll man die Wörter verlängern, um so den Doppelbuchstaben hörbar zu machen.
Das ist aber Humbug, für Schüler nicht hilfreich und linguistisch nicht sachgemäß.
Diese Regel zeugt von fehlendem Verständnis der deutschen Orthographie
Diese Regel zeigt, dass die Autoren das zugrunde liegende Verhältnis von Lauten und ihrer Verschriftlichung im Deutschen nicht verstehen. Im Deutschen verwenden wir grundsätzlich mehrbuchstabige Schreibzeichen wie das „sch“ oder „au“, weil es in unserer Sprache mehr Laute gibt als wir Buchstaben haben. Andere Sprachen benutzen für diesen Zweck Akzente, wir benutzen Buchstabenkombinationen. Über diese einfachen Schreibzeichen, die sog. Basisgrapheme hinaus, gibt es Orthographeme. Das sind mehrbuchstabige Schreibzeichen, die besonderen Verwendungsregeln unterliegen. Orthographeme stehen für einen Laut, den man auch mit einem anderen Graphem (Buchstaben oder mehrbuchstabigem Zeichen) notieren könnte, und um sie richtig zu verwenden, muss man wissen, wann das eine und wann das andere für ein und denselben Laut benutzt wird. Beispiel: „Leute“ schreibt man mit „eu“, aber „läuten“ mit „äu“ weil es von „laut“ kommt. „eu“ und „äu“ bezeichnen denselben Laut. Auch die Doppelkonsonanten stehen für einen einzigen Laut, nicht für zwei schnell nacheinander gesprochene Laute. Das mm klingt genau wie das m, das tt genau wie das t usw. Wer in Tanne zwei „n“ hintereinander spricht, spricht falsch. Die Auffassung, beim Sprechen in Silben würden das Doppelzeichen nun plötzlich für zwei Laute stehen, verkennt völlig, wie unsere Sprache funktioniert.
Wie falsch und schädlich dies ist, hat Prof. Günther Thomé bereits in diesem Gastbeitrag hier im Blog ausführlich erklärt.
Diese Regel hilft Kindern nicht, weil man die Doppelkonsonanten nicht hören kann
Niemand hört diese Doppelkonsonanten wirklich! Es ist vielmehr ein „Kluger Hans“-Effekt, wenn Grundschüler brav nicken und „Son-ne“ sprechen, während sie das Wort richtig schreiben. Es ist nämlich so: Nur, wer bereits weiß, dass man „Sonne“ mit „nn“ schreibt, kann es in der gewünschten Form „Son-ne“ sprechen (oder natürlich der, dem es die Lehrerin oft so vorgesagt hat). Diese „Silben–Ausprache“ ist ein völlig künstlicher Effekt, da man das Wort „Son“ für sich genommen eigentlich mit langem o sprechen müsste weil danach nur ein „n“ kommt, und „ne“ könnte sowohl mit kurzem als auch langem „e“ gesprochen werden. Das zeigt, dass hier überhaupt kein natürlicher muttersprachlicher Effekt vorliegt, sondern ein reines Nachahmungslernen. Nur wer schon weiß, dass da zwei „n“ sind, kann sie auch beide sprechen. Aber damit wird die ganze Regel völlig nutzlos, denn sie soll Kindern ja bei Wörtern helfen, bei denen sie unsicher sind.
Wenn man aber noch nicht weiß, wie ein Wort geschrieben wird, kann man unmöglich den Doppelkonsonanten in Silben hörbar machen, denn es gibt keine zwei Laute an dieser Stelle im Wort, sondern nur einen, und für den steht das Doppelzeichen, nur eben aus zwei Buchstaben gebildet. Dass so viele Erwachsene sich einbilden, dies funktioniere, liegt ausschließlich daran, dass die Erwachsenen bereits wissen, wie die Wörter geschrieben werden. Der selbe Fehler unterläuft Eltern und Lehrern, wenn sie die Auslautverhärtung vergessen und einem Kind sagen: „Sprich schön langsam, dann hörst du doch, dass man „Hund“ am Ende mit „d“ schreibt.“ Auch das hört man keineswegs, denn man spricht Hund völlig korrekt mit „t“ am Ende – übrigens auch der selbe Erwachsene, der eben noch so schön langsam und betont „H u n dddd“ gesagt hat, während er intensiv an das „d“ dachte.
Machen Sie hier den Selbstversuch und probieren Sie es aus
Stellt man Analphabeten oder Menschen mit nichtdeutscher Muttersprache die Aufgabe, „Anna“, „Nüsse“ und „schüttelt“ zu schreiben und in Silben zu sprechen, werden sie nicht auf die Doppelkonsonanten kommen. Da Sie gerade unser Blog lesen, sind Sie offenbar kein Analphabet und des Deutschen mächtig. Aber es gibt einen anderen Weg, wie Sie im Selbstversuch feststellen können, dass man Doppelkonsonanten nicht hören kann: Wir verwenden einfach einige Wörter aus Sprachen, die Sie vermutlich nicht beherrschen, und zwar in Lautschrift. Wird der farbig markierte Laut mit einem einzelnen Buchstaben richtig notiert, oder mit einem Doppelzeichen? Was glauben Sie?
Hebräisch für Sonne: [ʃɛmɛʃ]
Russisch für Hose: [ʃtanɛɟ]
Ungarisch für Pfirsich: [ɓɔrɐ t͡sk]
Na, was glauben Sie? Würden Sie schreiben „Schem-mesch“ oder „Sche-mesch“, „Stan-nij“ oder „Sta-nij“, „Bor-rotsk“ oder „Bo-rotsk“? Und wie ist wohl die richtige Schreibung in den jeweiligen Sprachen?
Die Antwort ist: Keines der drei Wörter hat in seiner Herkunftssprache einen Doppelkonsonanten, denn die gibt es so in den anderen Sprachen einfach nicht. Und zwar ganz schlicht deshalb, weil jede Sprache ihre eigenen Regeln dafür hat, wie man ein geschriebenes Zeichen, das man mit den Augen sieht, mit dem Mund in Laute umsetzt.
Sonne schreibt sich auf Hebräisch שמש – trotz des kurzen „e“ (das nicht notiert wird außer in der Thora und für kleine Kinder) gibt es kein „mm“, nur das eine M in der Mitte: מ. (Hebräisch ist übrigens von rechts nach links zu lesen, aber in diesem Fall ist das Wort zum Glück symmetrisch.)
Hose schreibt man auf Russisch штаны, auch hier gibt es nur ein N, also das н, trotz des kurzen „a“ davor.
Und Pfirsich heißt auf Ungarisch „barack“, nicht mit „rr“, trotz des kurzen offenen Vokals davor (der übrigens vom langen a durch einen Akzent unterschieden würde: á ist ein langes a, a ist ɔ.) Aber immerhin gibt es ein „ck“, das kennen wir doch im Deutschen als besonders schwierige Variante des Doppelkonsonanten für „kk“, denken Sie jetzt? Nein! Das sind zwei verschiedene Zeichen für zwei verschiedene Laute, das t͡s und das k.
Wie erklärt man die Doppelkonsonanten denn dann richtig?
Bei den Doppelkonsonanten machen Grundschüler besonders lange und häufig Fehler, weil sie im Zweifelsfall nicht nur auf den Laut achten müssen, der durch den einfachen oder doppelten Konsonanten abgebildet wird, sondern auch noch auf den Vokal, der davor steht und auf den nächsten Laut, der nach dem fraglichen Konsonanten kommt. Der Vokal vor einem Doppelkonsonanten ist immer kurz, und nach ihm folgt bis zum nächsten Vokal hörbar kein weiterer Konsonant. Anders gesagt:
Wenn man nach einem kurzen Vokal nur einen Konsonanten hören kann, wird dieser verdoppelt.
Wenn man nach einem kurzen Vokal zwei verschiedene Konsonanten hören kann, schreibt man beide hin.
Das ist alles! Das ist das ganze Hexenwerk rund um die Doppelkonsonanten. Schauen wir noch ein paar Beispiele an:
„Tanne“ und „Tante“ klingen beide genau gleich, bis auf das zusätzliche „t“ im Wort „Tante“. In „Tanne“ hört man nach dem kurzen „a“ nur einen Mitlaut, das „n“. Das schreibt man doppelt hin. In „Tante“ hingegen hört man nach dem kurzen „a“ zwei verschiedene Mitlaute: „n“ und „t“. Die schreibt man einfach mit den üblichen, einzelnen Buchstaben auf.
Entscheidend ist außerdem der Wortstamm; Endungen darf man bei dieser Regel nicht mitzählen. Wenn im Wortstamm eine Doppelung vorhanden ist, bleibt diese erhalten, auch wenn man eine Endung so anhängt, dass nun zwei Konsonanten nacheinander stehen. „Kennen“ z.B. hat als Wortstamm „kenn“, mit „nn“. Auch in der 3. Person Singular bleibt das „nn“ erhalten: „er kennt mich“. Das gilt natürlich in allen Zeiten, beispielsweise auch in der Vergangenheit: „er kannte mich“. Daher schreibt man die (Tisch-)Kante mit einem „n“ gemäß der obigen Regel, denn der Wortstamm ist ist „Kant“, aber „er kannte mich“ mit „nn“, weil es eben von „kennen“ kommt.
Wer hat sich diese komplizierte Schreibung eigentlich ausgedacht?
Die Verdoppelungen sind letztlich entstanden, um die richtige Aussprache der Vokale, nicht der Konsonanten, beim Lesen zu erleichtern. In manchen anderen Ländern verwendet man zu diesem Zweck Akzente, im Deutschen eben die Doppelkonsonanten, die über die Aussprache des vorhergehenden Vokals entscheiden. Wie viele Eigenheiten der deutschen Rechtschreibung geht auch die Verdoppelung auf die Buchdrucker zurück. Sie haben de facto über einen großen Teil unserer Rechtschreibregeln entschieden (neben großen Reformen wie der Rechtschreibreform von 1901). Durch die Doppelkonsonanten weiß der Leser sofort, dass er das „a“ in „graben“ lang sprechen muss und das „a“ in „Krabbe“ kurz.
Wohl um sich vom Italienischen abzugrenzen, wurde für die Doppelkonsonanten beim c / k und beim z eine Sonderlösung erfunden. Der Laut „k“ wird sowieso grundsätzlich mit „k“, nicht mit „c“ geschrieben, sodass ein „cc“ wie im Italienischen bei uns im Deutschen nicht vorkommt. Aber auch das „kk“ war unerwünscht und so vermählte man im Doppelzeichen beide, das „c“ und das „k“, zum „ck“ (das getrennt dann wieder am Zeilenende zu k-k wurde, zum Leidwesen vieler Schüler). Auch das typisch italienische „zz“ wie in „Pizza“ wollte man vermeiden. Logischerweise müssen wir eigentlich für „Katze“ und „Tatze“ „Kazze“ und „Tazze“ schreiben. Man entschied sich aber für „Katze“ und „Tatze“ mit „tz“. (Die Italiener haben es da übrigens auch nicht leicht: je nachdem, ob dem „c“ ein heller oder dunkler Vokal folgt, wird es anders gesprochen, und dann müssen sie auch noch cc, ch, cch, ci und sci auseinanderhalten…).
Für die Buchdrucker war oft die Lesbarkeit ein entscheidender Gesichtspunkt und nicht die Linguistik. Und manche Schreibungen haben sich im Lauf der Jahre geändert, meist aus dem Bemühen heraus, eine gewisse Einheitlichkeit zu schaffen. Dass wir heute kurze Wörter wie „mit“ oder „auf“ ohne Doppelkonsonanten schreiben, obwohl dies der Regel gemäß wäre, ist relativ neu; noch im Urfaust findet man die lange übliche Schreibung „auff“.
Die hier vorgestellte Regel klärt das Problem der Konsonantendopplung in unserer Rechtschreibung eindeutig, im Gegensatz zur falschen Erklärung, bei der behauptet wird, man könnte die Doppelung hören, wenn man in Silben spricht. In unserem „Spalten Falten“ Material wird Anfang 2021 eine Menge an Übungen zu den Doppelkonsonanten erscheinen, und bereits jetzt erhalten Sie in unserem Shop eine sehr gute Übersicht zu diesen seltenen, aber für viele Schüler schwierigen Schreibungen aus dem isb-Verlag.
Ja, es ist wirklich schlimm, was da in manchen Schulbüchern steht. Die Frage ist da doch: Warum steht das da? Und das ist ein weiterer Punkt für mich, unser Schulsystem anzuzweifeln. Was sitzen denn da für Leute an den entscheidenden Stellen? Schulbücher werden doch geprüft und freigegeben? Nachdem man das Scheiben in der Schule vernachlässigt und viel zu früh mit dem Schreiben eigener Texte beginnt, braucht man aber unbedingt Regeln, um die Rechtschreibung in den Griff zu bekommen. Sonst müsste man ja – ähnlich wie in einer Fremdsprache – Vokabeln pauken. Pauken bzw. Wiederholen ist aber verpönt. Die Regeln haben viele Ausnahmen, und deshalb bleiben viele Kinder unsicher und schreiben viel zu viel falsch.
Lieber Herr Rudolph,
eine gute Frage stellen Sie da. Mehrere eigentlich; und meines Erachtens auch genau die richtigen: Wie kann es nur soweit kommen? Und warum ist Übung so verpönt?
In der Weihnachtszeit werden wir eine Artikelreihe starten, für die wir so viel Aufwand betrieben haben wie noch nie; seit Januar laufen die Interviews und Recherchen: Wir zerlegen kompetenzorientierte Mathebücher. Dazu haben wir die Hilfe zweier Mathematikprofessoren und die Unterstützung der beinahe schon legendären bayerischen Schulbuchautoren Harald Walter und Rainer Feuerlein, die über 40 Jahre lang die Mathebücher fürs Gymnasium im bsv-Verlag verantwortet haben. Es wird darum gehen, warum solche Trends überhaupt Einfluss bekommen, welche Aufgaben konkret heute schlechter dargeboten werden als noch zu meiner Schulzeit in den 90er Jahren, und welche ideologischen Hintergründe zu einer dermaßen traurigen Geringschätzung des Übens, der Routine und des nachvollziehenden Denkens geführt haben. Ich glaube, das wird Ihnen sehr gefallen.
Viele herzliche Grüße,
Miriam Stiehler
Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich werde ihn mir abspeichern für den Fall, dass ich mal wieder mit Anhängern der Freiburger Rechtschreibschule diskutieren muss. Auch dort werden Wörter mit Doppelkonsonanz ja über das zergliedern in Silben hergeleitet. Leider ist Fresch ja derzeit schwer in Mode, so dass in beinahe jedem Lehrwerk darauf zurückgegriffen wird.
Wir haben in unserer Schule ein zusätzliches RS-Symbol für Wörtert mit Doppelkonsonanz eingeführt und leiten die Schreibung über die Vokallänge her – was auch nicht unanstrengend ist, wenn schwache Rechtschreiber hier genau hinhören müssen.
Viele Grüße
Florian Emrich
Lieber Herr Emrich,
ich freue mich über Ihre Zustimmung. Ja, FRESCH macht es nicht einfacher… Ich hoffe nach wie vor, dass wir mit der OLM-Fibel in eine andere Richtung arbeiten können und auch mit dem Folgeband für die 1. Klasse und einem günstigen Preis ganz unabhängig vom Zulassungsprozess Lehrern eine Alternative werden bieten können.
Übrigens, auch Ihnen dürfte unsere Reihe über verschlechterte Schulbücher und Kompetenzorientierung gut gefallen, die ich eben in der Antwort an Herrn Rudolph ausgeplaudert habe… ich bin sicher, wir hören wieder voneinander 😉
Herzliche Grüße,
Miriam Stiehler
Super Artikel! Das ist ja echt schlimm, dass sowas tatsächlich in einem Lehrbuch zu finden ist. Dabei ist die Regel doch so einfach im Gegensatz zu anderen deutschen Rechtschreibregeln.
P.S. *PfirsiCH 😉
Das freut mich! Und danke 😉 Da liest man schon Korrektur an einem Artikel über Orthographie und dann sowas… Murphy’s Gesetz scheint noch immer zu gelten 🙂
Herzliche Grüße,
Miriam Stiehler
Danke für den Artikel, ich kann dem nur zustimmen.
Allerdings habe ich immer wieder Schüler, die die Vokallänge einfach nicht hören. Denen hilft die beschriebene Regel kein bisschen weiter… Sie können das dann nur durch ständiges Wiederholen bzw. Üben genannt abspeichern…
Liebe Frau Schocke,
können Sie diese Schüler näher beschreiben? Was genau können sie, was nicht? Haben Sie im im ersten Lernjahr? Was für Vorerfahrungen mit der deutschen Sprache haben sie? Kennen sie zu Schulbeginn bereits eine Reihe von Gedichten und Kinderliedern? So wenig Sprechsilben auch für die Rechtschreibung nützen, so sehr hat das Konzept ja einen Hintergrund in der Prosodie. Wer Gedichte und Lieder im Kindergarten korrekt betont aufzusagen / zu singen lernt, macht intensive Erfahrungen mit langen und kurzen Vokalen. Wie ist das bei Ihnen Schülern?
Wie lesen diese Schüler das Wort „Ente“? Wie reagieren sie, wenn man ihre eigenen Namen mit falscher Länge oder Kürze spricht – können sie da unterscheiden, wie ihr Name „gehört“? (Vgl. OLM Fibel S. 21/22?)
Ich bin gespannt auf Ihre Antworten!
Herzliche Grüße,
Miriam Stiehler
Sie schreiben:
„Wenn man nach einem kurzen Vokal nur einen Konsonanten hören kann, wird dieser verdoppelt.
Wenn man nach einem kurzen Vokal zwei verschiedene Konsonanten hören kann, schreibt man beide hin.
Das ist alles! Das ist das ganze Hexenwerk rund um die Doppelkonsonanten.“
Nur um dann nachzureichen:
„Entscheidend ist außerdem der Wortstamm; Endungen darf man bei dieser Regel nicht mitzählen.“
Alles ganz easy also – und Ausnahmen bestätigen ja nur die Regel.
Hallo Lars, dass Endungen nicht zählen ist keine Ausnahme, sondern ein systematischer Zusammenhang. Ohne die Struktur einer Sprache zu begreifen, wird man sich immer schwer tun, sie zu beherrschen. Aber die Unterscheidung Wortstamm / Endung ist ein ganz allgemeines morphologisches Wissen, das man nur einmal verstehen muss, um es anzuwenden. Das ist etwas anderes, als sich Dutzende Ausnahmen von einer Regel merken zu müssen (z.B. die Wörter, bei denen man den langen „i“-Laut tatsächlich mit „i“ schreibt und nicht mit „ie“).
Ein Beispiel für Sie: Wenn man den Wortstamm verstanden hat, versteht man nicht nur, dass „rennen“ ein „nn“ bekommt, aber „Rente“ nicht – sondern auch, dass das „nn“ in „er rennt“, „du rennst“ oder „er rannte“ erhalten bleibt. Und das ist bei jedem Verb mit Doppelkonsonant so: er kennt, er kannte – aber: die Kante., usw.
Viele Grüße,
Miriam Stiehler