Dossier zum Schulbeginn
Liebe Eltern der ehemaligen Zwergenschüler,
wie versprochen erfahren Sie hier, wie Sie in der 1. Klasse am besten an das Gelernte aus der Zwergenschule anknüpfen können und welche Stolpersteine Ihnen je nach Unterrichtsstil und Lernmaterial begegnen werden. Leider sind didaktische Irrtümer sehr verbreitet. Gerade schwächeren Schülern wird das Lernen durch unsachgemäßen Unterricht nachhaltig erschwert. Über didaktogene Lernstörungen, also solche, die durch Unterricht verursacht werden, spricht man in Grundschulen verständlicherweise nur ungern. Ich will damit nicht sagen, dass generell in Grundschulen schlecht gearbeitet würde. Es gibt oft erfreulich gute Arbeit. Aber es ist eben auch Glücksache, an was für eine Lehrkraft man gerät, und wie Sie im Fibel-Vergleich sehen werden, weisen selbst offiziell zugelassene Lernmaterialien enorme Qualitätsunterschiede auf. Und diese Unterschiede können eben darüber entscheiden, ob ein Kind noch mitkommt – oder nicht.
Seien Sie daher gegenüber dem Lernen positiv, aber gegenüber dem Schulwesen auch ein wenig kritisch eingestellt. Bitte gehen Sie bei Lernschwierigkeiten nicht pauschal davon aus, dass Ihr Kind einfach zu faul oder unaufmerksam sei. Das kann eine Rolle spielen, muss es aber nicht. Wenn bei Ihrem Kind diese Gefahr besteht, wissen Sie das nach dem Vorschuljahr bereits von mir. Das schließt aber Verständnisprobleme nicht aus!
Bei lapidaren Kommentaren wie „Konzentrier‘ dich besser“ oder „Schau dir das nochmal an“ sollten Sie hellhörig werden und die Lehrkraft nach einer Fehleranalyse fragen. Denn nur, wenn klar ist, worin genau der Fehler bestand, lässt sich das fehlende Verständnis oder die fehlende Übung auch aufbauen. Und wenn der Fehler durch untaugliche Lehransätze entstanden ist, ist er eben nicht Schuld des Kindes. Gerade in den Bereichen Lese-Rechtschreib-Schwäche und Rechenschwäche zeigt die Forschung seit Jahren sehr konkret auf, wie gut gemeinte, aber unsachgemäße Erklärungen Probleme bewirken bzw. verstärken. Sie sind kein Kritikaster, wenn Sie das berücksichtigen, sondern lediglich nicht naiv. Freilich dürfen Sie selbstkritisch auch Ihren eigenen Umgang mit Medien und Übung betrachten, wenn Stoff prinzipiell verstanden wurde, aber dennoch einfach „nicht sitzt“.
Hauptsache, Sie versuchen zunächst zu verstehen, was Ihrem Kind fehlt, statt sich über den Fehler zu ärgern. Diese Haltung ist das vermutlich Wichtigste, was Sie einem Schulkind geben können.
Lernbereich Deutsch
Im folgenden Video vergleiche ich konkret anhand der ersten Kapitel die Fibeln, die an Ihren Grundschulen verwendet werden, mit der OLM-Fibel aus der Zwergenschule und erläutere Ihnen, auf welche Inhalte Sie besonders Acht geben müssen. Leider ist besonders die Karibu-Fibel didaktisch sehr problematisch und kann eine Reihe von Missverständnissen verursachen.
Hier finden Sie außerdem alles zum Thema „Wie schnell sollte mein Kind lesen“. Von diesem Beitrag aus beginnt eine ganze Reihe, auch mit Videos zu den Nachteilen des Dehnsprechens und zu der Frage, warum Vorlesen aus Kindern nicht automatisch begeisterte Leser macht.
Zum Thema „Rechtschreibung“ finden Sie hier einen wichtigen Artikel aus dem Schulalltag.
Wenn Sie besser verstehen wollen, warum die kurzen Vokale so wichtig sind und inwiefern Anlauttabellen der Rechtschreibung schaden, lesen Sie hier nach. Warum besonders der „Oberkönig“ E so wichtig ist, steht hier.
Fachliche Kritik am Silbenansatz finden Sie im Gastbeitrag von Prof. Thomé sowie hier. Speziell der verbreitete Irrtum, einen Doppel-Mitlaut wie „pp“ könnte man hören wenn man sauber spricht, ist hier widerlegt.
Eine sehr einfache Methode zur Rechtschreibförderung wird hier erklärt und in dieser Shopkategorie finden Sie Material dazu.
Lernbebreich Mathematik
In der Grundschule wird im Rechnen weiterhin viel „mit Material gearbeitet“. Jede Lehrkraft setzt dabei etwas anderes ein, wie Sie mir zurückmelden. Über den folgenden Link finden Sie zum kostenlosen Download einen Überblick oder die Vor- und Nachteile verschiedener Rechenmaterialien aus meinem Buch „Mit Legosteinen rechnen lernen“. Auch das Kapitel mit konkreten Aufgabenbeispielen zum Plus- und Minusrechnen mit Lego bis 20 können Sie herunterladen. Wenn Sie damit arbeiten wollen, müssen Sie sich die 5er, 7er, 9er und 10er-Steine mit Sekundenkleber gemäß der Vorlage im pdf selbst anfertigen. Sie kennen die 5er-Steine ja schon aus der Zwergenschule. Lange einreihige Legosteine (6×1, 8×1) gibt es zwar im Handel, aber sie sind für das schnelle Erfassen der Mengen nicht so gut geeignet wie das zweireihige Format.
Wenn auch Sie zu den Eltern gehören, die daran verzweifeln, dass an sich richtige Rechnungen beim Thema „Tausch- und Umkehraufgaben“ als falsch angestrichen werden, hilft Ihnen dieser Artikel.
Im 2. Halbjahr kann es sein, dass Ihre Kinder beim Rechnen „über den Zehner“ den sogenannten „Klappfehler“ entwickeln. Er wird durch eine bestimmte, ungute Erklärung der Lehrkraft verursacht und muss unbedingt aufgeklärt werden, da er sonst zur Entstehung einer Rechenschwäche beitragen kann.
Der Experte für guten Mathematikunterricht, Prof. Gaidoschik, erkärt in dieser Reihe, welche typischen Irrtümer Lehrern und Eltern begegnen, wenn ein Kind sich im Rechnen schwer tut. Besonders wichtig sind die beiden Abschnitte über den richtigen Einsatz von Anschauungsmaterial und die große Notwendigkeit einer Fehleranalyse als erstem Schritt zur Förderung.
Wie man eine solche Fehleranalyse durchführt, muss Ihre Lehrkraft im Studium gelernt haben. Falls Sie ganz auf taube Ohren stoßen sollten, können Sie ihr als ersten Schritt dieses Heft empfehlen. Sie dürfen sich natürlich auch jederzeit bei mir in der Praxis melden.
Allgemeines zu Unterricht und häuslicher Lernerziehung
Hier können Sie nachlesen, wie der „Sensualismus“ zu zeitraubenden Spielereien mit geringem Lerneffekt im Unterricht führt und hier warum man „mit allen Sinnen“ nicht besser lernt.
Wenn Sie Angst vor „zu viel Druck“ haben, hilft Ihnen der verlinkte Artikel. Dann interessiert Sie vermutlich auch, welche wichtige Rolle entspannte Routine beim Lernen spielt.
Falls Sie den Eindruck haben, dass Ihr Kind nicht richtig auf Sie hört, könnte Ihnen dieser Artikel über geschicktere Kommunikation weiterhelfen.