Endlich optimal lesen lernen: Die Einsteiger-Fibel mit dem OLM
Wer unser Blog schon länger kennt, hat in den letzten Jahren miterlebt, wie sehr uns das Thema „Optimal Lesen lernen“ beschäftigt. Optimal heißt für uns, mit Freude, effizientem Zeiteinsatz, einer linguistisch sachgemäßen und lernpsychologisch effektiven Methodik Lesen zu lernen. Im Hintergrund lief seit Jahren ein groß angelegter Feldversuch mit Vorschulgruppen, die verschiedene Lernwege erproben und optimieren halfen. Nach akribischer Arbeit, wertvollem Feedback von Kindern und Eltern sowie intensiver fachlicher Diskussion mit Prof. Günther und Dr. Dorothea Thomé ist dabei nun nach Jahren ein Erstleseheft entstanden, hinter dem wir aufrichtig überzeugt stehen können:
Erstes Lesen mit dem OLM von der ALM, ab sofort hier im Shop bestellbar für 8,90€ .
In diesem Heft für Vorschule, Erste Klasse und Förderschule lernen Kinder anhand weniger Buchstaben (M, L, A, O, S und E) alle wichtigen Prinzipien des Lesens kennen und üben mit sinnvollen Wörtern und sogar ersten Texten das sinnentnehmende Lesen von Anfang an.
Was ist das besondere an dieser Einsteiger-Fibel?
Wir wollen hier detailliert vorstellen, was das Buch auszeichnet und wieviel fachliche Überlegung und in der Praxis bewährte Elemente in dieses Werk eingeflossen sind. Es muss sich keineswegs vor den Fibeln der großen Verlage verstecken – im Gegenteil: Viele Schwächen und Fehler der gängigen Fibeln teilt es gerade nicht, sondern geht ohne falsche Rücksichtnahme auf didaktische Moden eigene Wege, wo das nötig und für Kinder hilfreich ist. Wie man es eben von unserem Blog kennt: Konsequente Sachgemäßheit ist am Ende für die Lerner wichtiger als der richtige geisteswissenschaftliche „Stallgeruch“, denn am Ende geht es nicht um uns, sondern die Kinder.
#5: Die lautrichtige Fibel mit dem OLM von der ALM
Auf den ersten Blick fallen bereits auf dem Titelblatt die Punkte und Striche unter den Vokalen auf. Die kurzen Vokale sind mit einem Punkt markiert, die langen mit einem Unterstrich:
Diese Schreibweise ist einzigartig in „Erstes Lesen mit dem OLM von der ALM“ und deckt sich mit den Forschungsarbeiten von Thomé & Thomé. Diese zeigen schlüssig, dass bereits im Kindergarten und auch später in der Grundschule die richtige Aussprache der Vokale in einer Weise vernachlässigt wird, die Kindern das Lesen lernen unnötig erschwert. Dieses Versäumnis kann im schlimmsten Fall zur Entstehung didaktogener Legasthenie beitragen. Mit der OLM-Fibel hingegen lernen Kinder von Anfang an, den langen und kurzen Laut zu jedem der „Königsbuchstaben“ (Vokale) richtig zu sprechen . Die dabei verwendeten Illustrationen, die als Merkhilfe dienen (z. B. AST und SCHAF), entsprechen den Illustrationen auf der lautrichtigen Lesetabelle von Thomé und ihrem ABC Poster, so dass beide Materialien ergänzend verwendet werden können.
Wie wichtig es ist, dass Leseanfänger von Anfang an mit den kurzen Vokalen vertraut sind, zeigt das Video einer sehr ineffizient mittels Anlauttabelle lesenden Erstklässlerin in diesem Artikel. Kurz gesagt erschwert das übermäßige, verbreitete Sprechen langer Vokale das Lesen lernen. Leseanfänger hören sich selbst nämlich zu, wenn sie etwas erlesen. Mit langen Vokalen erkennen sie das, was sie sich selbst vorlesen, nicht wieder. Wenn ein Kind das E z.B. immer lang spricht, sagt es „Eeeeenteeee“ und merkt nicht, dass es eigentlich „Ente“ gelesen hat. Das ist frustrierend und verzögert durch viele Fehler den Lernprozess unnötig.
Wenn man „Erstes Lesen mit dem OLM von der ALM“ benutzt, kann das nicht passieren. Die Kinder können so bereits in der Vorschule diesen wichtigen Aspekt richtigen Lesens verstehen und trainieren. Nebenbei wird übrigens die Unterscheidung von Lauten und Buchstaben völlig verständlich, und das ist extrem wichtig für die Rechtschreibung:
#4: Laute, Buchstaben und Schreibzeichen
Um erfolgreich lesen zu lernen, müssen sich Kinder von der logographemischen Entwicklungsstufe lösen, also aufhören, Wörter wie Bilder (ähnlich wie Unternehmenslogos) aufzufassen. Stattdessen müssen sie verstehen, wie Wörter aufgebaut sind. Dazu genügt es aber nicht, ihnen das Alphabet beizubringen und Wörter in einzelne Buchstaben zu zerlegen, wie es mit Buchstabenperlen, Stempeln oder Legespielen allzuhäufig gut gemeint, aber fachlich unzureichend geschieht. Sie müssen verstehen,
- dass wir Laute sprechen, aber für jeden Laut einen Buchstaben oder ein mehrbuchstabiges Schreibzeichen notieren
- dass die Namen der Buchstaben im Alphabet gar nichts für das Lesen lernen nützen
- und dass A, E, I, O, U sowie einige andere Buchstaben für mehrere verschiedene Laute stehen können, die man je nach Wort anders sprechen muss.
Kinder können Wörter übrigens erst dann vollständig in alle Laute zerlegen, wenn sie lesen lernen (und nicht bereits im Kindergartenalter). Daher müssen sie in dieser Phase üben, Laute in Wörtern herauszuhören. Zu diesem Zweck gibt es in „Erstes Lesen mit dem OLM von der ALM“ zu jedem behandelten Buchstaben (M, L, A, O, S und E) lustige Wimmelbilder, zu denen die Kinder gezielt Wörter suchen müssen, die den entsprechenden Laut enthalten. Dies fördert zugleich das wichtige „Sprechen über Sprache“, das metasprachliche Denken – ein Plus für die kognitive Entwicklung.
Wie schon oben erklärt, müssen Kinder unbedingt die verschiedenen Laute kennenlernen, die wir für ein und denselben Buchstaben sprechen können. Das betrifft insbesondere die Vokale (s. #5). Aber auch andere Buchstaben können mehrere Laute „machen“. Sehr wichtig ist das für die Rechtschreibung beim Phänomen „Auslautverhärtung“, wo wir am Wortende für die Buchstaben B, D und G nicht die mit diesen Buchstaben i.d.R. verbundenen stimmhaften Laute sprechen, sondern die härteren stimmlosen Laute /p/, /t/ und /k/. Wenn Kinder nicht zwischen Lauten und Buchstaben unterscheiden gelernt haben, können sie diese Regel nicht verstehen und schreiben fälschlich Hunt, Hant, Wek (statt Hund, Hand, Weg). In unserem Büchlein werden die Kinder anhand des stimmlosen und stimmhaften S – dem Bienen- und dem Schlangen-S – mit diesem Phänomen vertraut gemacht. Das S wurde ausgewählt, weil die S-Laute nicht nur das Phänomen „Stimmhafigkeit“ gut illustrieren, sondern weil zusätzlich viele Kinder im Vorschulalter oder frühen Schulalter noch von Sigmatismus und Schetismus betroffen sind und diese Laute falsch sprechen. Die entsprechenden Übungen in unserem Büchlein geben diagnostische Hinweise darauf, so dass eine evt. vorhandene Sprechstörung früh im Leselernprozess erkannt und behoben werden kann.
Neben der Unterscheidung von Lauten und Buchstaben führt das Heft außerdem an Thomés Begriff der mehrbuchstabigen Schreibzeichen heran. Kinder verstehen so, dass wir z.B. in dem Wort EIER 2 Laute hören aber 4 Buchstaben schreiben. Man hört nicht jeden Buchstaben einzeln und muss umgekehrt für jeden Laut nicht immer einen Buchstaben schreiben. Vielmehr gibt es im Deutschen eine Menge mehrbuchstabiger Schreibzeichen mit verschiedener orthographischer Schwierigkeit, die wir für einzelne Laute schreiben, z.B. EI und ER. Auch dieses Prinzip wird so explizit kaum je in existierenden Fibeln thematisiert, sondern implizit und ohne roten Faden behandelt. Viele Kinder sind in der Grundschule damit überfordert, sich dieses Wissen nebenher selbst zu erschließen. Solche Unklarheiten bergen immer die Gefahr, dass eine Lese-Rechtschreibschwäche entsteht, deshalb beugen wir ihnen in „Erstes Lesen mit dem OLM von der ALM“ gezielt vor.
Konsequent parallel zu Thomés Unterscheidung von einfachen Basisgraphemen und schwierigeren Orthographemen sind sowohl in „Erstes Lesen mit dem OLM von der ALM“ aus auch in unserem SpaltenFalten-Material zur Rechtschreibung alle Basisgrapheme blau und alle Orthographeme rot gedruckt.
Nur in „Erstes Lesen mit dem OLM von der ALM“ können Leseanfänger eindeutiges und kindgemäßes Regelwissen über diese Phänomene erwerben. Auch für den Neuaufbau bei schwerer Legasthenie ist dies überaus hilfreich. Wie wir trotz dieses dichten Inhalts an das kindliche Erleben anknüpfen und moderne Medien einbinden, verraten wir im nächsten Abschnitt! Sie können das Heft aber auch direkt hier für 8,90€ in unserem Shop bestellen.
#3 Konsequent vom kindlichen Erleben im 21. Jahrhundert aus konzipiert
Bisher haben wir erklärt, wieviel deklaratives und implizites Wissen über Wörter und Lesen unser Lehrgang Kindern zu bieten hat – die Kinder der Testgruppen waren am 1. Schultag ihren Mitschülern in dieser Hinsicht weit voraus. Dennoch ist „Erstes Lesen mit dem OLM von der ALM“ in keiner Weise verkopft oder theoretisierend. Im Gegenteil: Von der ersten Seite an werden die Kinder in ihrer eigenen Erlebniswelt abgeholt, und alle wichtigen Sprachstrukturen darf jedes Kind anhand seines eigenen Namens erarbeiten!
Der eigene Name ist das vertrauteste Wort im Leben eines Kindes, sowohl lautlich als auch visuell, und anhand von Vor- und Nachnamen lassen sich alle wichtigen Aspekte von Wörtern erforschen und verstehen: Die Zerlegung in einzelne Buchstaben, die Notwendigkeit der richtigen Reihenfolge, Unterscheidung von Lauten, Buchstaben und Schreibzeichen. Für jedes Kind wird das Verständnis dieser Regeln maximal vereinfacht, denn nichts ist so vertraut wie der eigene Name.
Außerdem dürfen die Kinder das Alphabet am Beispiel einer Smartphone-Tastatur kennenlernen, internationale Schriftbeispiele aus Verpackungen ausschneiden um das Konzept der Buchstaben zu erforschen und im späteren Verlauf ihren ersten Lesetext als Sprachnachricht aufnehmen, um ihn an ihre Oma (oder einen anderen lieben Menschen) zu verschicken. Ohne falsche Scheu oder Medienfeindlichkeit setzen wir da an, wo Kinder im 21. Jahrhundert Schrift erleben. Wo auch sonst?
Moderne Medien nutzt „Erstes Lesen mit dem OLM von der ALM“ auch anderweitig: Die Seiten 51 bis 63 enthalten den Didaktischen Kommentar, der Eltern und Pädagogen wichtige Hinweise sowie Musterlösungen zu allen Übungen bietet. Wer sich darüber hinaus intensiver mit einem Thema wie „Anlauttabelle“, „Silben“, „Angst vor zu viel Druck in der Schule“ oder „Handschrift heutzutage“ beschäftigen will, findet zu vielen Themen auf einen Blick Kurzlinks, die auf kostenlos verfügbare Hintergrundartikel hier im Blog verweisen. Dadurch vervielfacht sich das Wissen, das Erwachsene über das Lesen erwerben können, und zwar immer da, wo es gebraucht wird und immer im passenden praktischen Kontext.
Ein Highlight ist der OLM-Lese-Film, der während des Corona-Lockdowns für die Vorschulgruppen entstanden ist, mit denen die Übungen erprobt wurden. Die Kinder dürfen den Film währen der Arbeit mit der Fibel mehrere Male anschauen, um zu erleben, wie sie immer rascher immer mehr der Wortkarten im Film mitlesen können. Die herrlich verrückten Figuren motivieren Kinder außerdem zusätzlich und machen die Figuren aus der Fibel noch lebendiger.
#2 Viele Wiederholungen in der Zone der nächsten Entwicklung
2005 wurde die beschauliche Welt der Deutschdidaktik vom „IntraAct“-Konzept der beiden Psychologen Fritz Jansen und Uta Streit erschüttert. Die gingen hart ins Gericht mit dem sensualistisch geprägten und allzu sehr vom Lernen ins ziellose Spielen abgeglittenen Deutschunterricht an den Grundschulen. Ihr Lesekonzept beschränkte sich auf Tabellen mit einzelnen Buchstaben, später Silben und Wörtern, die solange immer wieder von vorne zu lesen waren, bis sie automatisiert waren, also mit Routine anstrengungsarm beherrscht wurden. Lesereihen zur Wiederholung sind eigentlich nichts Neues, französische Erstklässler z.B. haben über 40 Jahre lang sehr erfolgreich mit entsprechenden Reihen von Wortbausteinen in der „Méthode Boscher“ lesen gelernt. Wirklich neu war an IntraAct nur die Idee, in Reihen mit nur einem Buchstaben zwischendurch etwas anderes, z.B. Farben oder Symbole, benennen zu lassen, um das Kurzzeitgedächtnis auszulasten und so den nächsten Buchstaben aus einer tieferen Gedächtnisschicht abrufen zu lassen. Dieses einfache Vorgehen war gut begründet und hat sich als effektiv und bei Kindern beliebt erwiesen.
Die bekannten Professoren Renate Valtin und Hans Brügelmann verurteilten die Neuerscheinung jedoch scharf, wobei nur ein Teil der Kritik gerechtfertigt war und ein anderer Teil so wirkte, als wäre das Psychologen-Duo der geisteswissenschaftlich geprägten Deutschdidaktik schmerzhaft auf die Hühneraugen getreten. Valtin selbst beklagt in ihrer Kritik, dass der Schulunterricht der BRD wesentlich mehr Legastheniker hervorbringt als jener in der früheren DDR (Valtin 2009, siehe Link). Allerdings ist es ihr während ihres langen Wirkens als Professorin und Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Lesen und Schreiben (dgls) nicht gelungen, diese Situation wesentlich zu verbessern. Die vom Denken der späten 60er Jahre geprägte Deutschdidaktik ächtet rasch jeden, der auf die Notwendigkeit von Automatisierung, Fleiß und die Notwendigkeit manchmal langweiligen Übens verweist, und diesen Mut hätte man haben müssen, um etwas zu ändern. Dass ausgerechnet Eltern von Legasthenikern massenhaft 5-Sterne-Rezensionen für das IntraAct Material vergaben, dem Valtin „mechanischen Drill“ vorwirft, muss sehr schmerzhaft für gewisse Kreise gewesen sein (ebd.).
Berechtigt war allerdings der Vorwurf, dass Jansen & Streit peinliche linguistische Fehler unterlaufen sind (wie allerdings auch den meisten anderen Fibelautoren), und dass das Lesen lernen mit dieser Methode sehr von sprachlicher Alltagserfahrung abgekoppelt ist. Es stimmt auch, dass „Einsichten in die alphabetische Struktur unserer Schrift und das Begreifen des Zusammenhangs von gesprochener und geschriebener Sprache“ im IntraAct-Konzept sträflich vernachlässigt werden (ebd.).
Diesen Streit haben wir nun 15 Jahre lang beobachtet, und das Konzept in „Erstes Lesen mit dem OLM von der ALM“ ist auch eine Folge eigener Überlegungen zu diesem Thema. In vielen Artikeln hier im Blog haben wir bereits darauf verwiesen, dass Sensualismus und Materialwahn in der Grundschuldidaktik schaden, und auf die Notwendigkeit von Routine und dem frühen Lesen in Sprechgeschwindigkeit verwiesen. In den Testgruppen hat sich außerdem das Vorgehen in Anlehnung an Jansen & Streit als sehr motivierend erwiesen, die Kinder immer nur einzelne Reihen von Buchstaben oder Wörtern bis zur völlig entspannten Beherrschung lesen zu lassen. Die Kinder gewinnen so nicht nur Erfolgserlebnisse, sondern auch eine angemessene Selbsteinschätzung. Auf Seite der Lernerziehung gewöhnen sie sich an adäquate Frustrationstoleranz beim Üben. Außerdem erleichtert dieses Vorgehen die Fehleranalyse, deren Wert wir gar nicht genug betonen können. Daher wird in „Erstes Lesen mit dem OLM von der ALM“ eine verbesserte Form der Lesetabellen, eingebettet in das von Jansen & Streit vernachlässigte sprachliche Wissen, genutzt. Statt willkürlicher Farben oder Symbole fungieren als „Speicherüberschreiber“ die jeweils passenden Lautbilder, und sämtliches Wortmaterial ist akribisch anhand linguistischer Überlegungen ausgewählt und besteht gerade nicht wie bei vielen anderen Ansätzen aus Silben oder Pseudowörtern.
Morgen erfahren Sie im letzten Teil des Countdowns mehr darüber, wie im synthetisch-analytischen Ansatz des OLM-Büchleins erstmals das Konzept „Wortbausteine statt Silben“ in die Praxis umgesetzt wird.
#1 Sinnvolle Wörter statt Silben
OLM und ALM sind nicht aus Tierliebe oder Regionalpatriotismus die ersten längeren Wörter in neuen Heft. Sie wurden mit Bedacht ausgewählt, weil Konsonantenhäufungen wie „LM“ typisch sind für Morphologie unserer Sprache, das heißt, für die Art, wie Worte im Deutschen strukturiert sind. Noch typischer wären Wortanfänge wie FR (Frosch) oder BL (Blume), aber dafür müssten die Kinder bereits viele relativ seltene Buchstaben kennen. Hingegen ist die einfache Struktur „Konsonant – Vokal – Konsonant – Vokal“ von Wörtern wie MAMA, OMA und LAMA eher untypisch für das Deutsche. „Mama“ ist jedoch das erste Wort überhaupt, das die meisten Kinder weltweit sprechen, und „Oma“ und „Lama“ lassen sich schlicht gut mit den bisher eingeführten Buchstaben bilden, um kindgerechte Figuren in die Rahmengeschichte einzuführen. Auch betont Renate Valtin zu Recht, dass solche lautgetreuen Wörter für Leseanfänger eine wichtige Rolle spielen – sie müssen eben nur wirklich lautgetreu sein und dürfen kein Vokalisiertes R, keine Zwielaute oder andere Besonderheiten enthalten, wie es aus Nachlässigkeit leider in vielen Fibeln der Fall ist.
Nach intensiver Zusammenarbeit mit Dorothea und Günther Thomé in den letzten Jahren haben deren Prinzipien für die Schwierigkeitsgrade, die ein Erstlesewortschatz haben sollte, und ihre Ablehnung des Silbenkonzepts das Konzept von „Erstes Lesen mit dem OLM von der ALM“ stark beeinflusst. Silben machen das Lesen lernen unnötig kompliziert und verschleiern den Zusammenhang zwischen Vorsilbe, Wortstamm und Endung, der aber für die Rechtschreibung ganz entscheidend ist. Außerdem führt das Silbenkonzept, wenn Kinder es konsequent anwenden, zwangsläufig zu falscher Aussprache und somit zu unnötig vielen Fehlern, die sich einschleifen und das Lesen lernen demotivierend machen. Logische Beispiele dafür bringt Günther Thomé in diesem Gastbeitrag hier im Blog. Vor allem aber führt das Silbenkonzept sogar bei Lehrkräften zu Irrtümern wie der Auffassung, man könnte die Konsonantenverdoppelung in Wörtern tatsächlich hören (z.B. kom-men), wenn man deutlich genug spricht, und somit zu falschen Erklärungen im Unterricht. Konsonantenverdoppelungen kann in Wirklichkeit nur hören und (fälschlich betont) sprechen, wer bereits weiß, dass sie da sind – und dem nützt das nichts mehr. Auch die Rechtschreibung leidet unter diesem Konzept. Viel einfacher ist die Erklärung, die auch Schulte Körne in seinem Marburger Rechtschreibtraining nutzt: „Hört man nach einem kurzen Selbstlaut zwei verschiedene Mitlaute, schreibt man beide hin (z.B. TANTE). Hört man nach einem kurzen Vokal nur einen Mitlaut, schreibt man das mehrbuchstabige Schreibzeichen für diesen (z.B. TANNE)“. Nur mit dieser Regel wird der Wortstamm (TANT, TANN) erhalten, die Mehrzahlbildung wird leicht verständlich, und das Schwa am Wortende wird korrekt gelesen, während es beim Sprechen in Silben konsequenterweise, aber eben falsch, als langes E gesprochen werden müsste. Diesen wichtigen Sachverhalt bahnen Wörter wie OLM, ALM, ALS, ALMA, OLME, MALME (alle mit kurzem Vokal + 2 folgenden Mitlauten) in „Erstes Lesen mit dem OLM von der ALM“ in idealer Weise an. Es ist leicht, im nächsten Entwicklungsschritt auf dieses Wissen aufzubauen und die schwierigeren Orthographeme, deren Prinzip als Schreibzeichen ebenfalls bereits behandelt wird, richtig zu erklären.
So legt „Erstes Lesen mit dem OLM von der ALM“ eine linguistisch einwandfreie, solide Grundlage für die Rechtschreibung. Und, ganz wichtig: Kinder erleben Schriftsprache von Anfang an als etwas Faszinierendes und Sinnvolles, das sie in andere Welten bringen kann – so wie das erste Erleben von Lesen und Büchern eben sein sollte. Höhepunkt ist der letzte Lesetext des Büchleins, indem die Figuren, der Film und das Kind in einer Geschichte vereint werden und das reale Erleben sich mit der fiktiven Welt kreuzt. Dass es sich zu lesen lohnt, weil sich dabei ein einzigartiges Kopfkino öffnet, wird auf diese Weise für Kinder schon mit nur 6 Buchstaben erlebbar!