Warum sollte man Kinder aktiv fördern?
Kinder aktiv zu fördern, ist nicht nur wegen der eigentlichen Lerninhalte wie Feinmotorik, Aussprache, rechnerisches Denken etc. sinnvoll. Darüber hinaus machen Kinder bei allem angeleiteten Arbeiten im Kindergarten, ganz egal in welchem Lern- oder Entwicklungsbereich, tiefgreifende Erfahrungen, die ihr gesamtes weiteres Lernen prägen:
Sie lernen, dass sich Anstrengung lohnt, oder anders formuliert: Sie entwickeln eine Leistungsmotivation, die gekennzeichnet ist durch Hoffnung auf Erfolg. Sie können sich auf der Grundlage ihrer bisherigen durch Anstrengung erzielten Erfolgserlebnisse ohne übermäßige Angst auf Neues, Nicht-vertrautes, Fremdes, auf unbekannte Aufgaben und Situationen einlassen und dabei durchaus ein Scheitern riskieren. Sie wissen ja von sich: „Es hat schon oft so ausgesehen, als würde ich es nicht schaffen. Aber wenn ich mich bemüht und angestrengt habe, ging es wider Erwarten gut, habe ich Erstaunliches zu Wege gebracht. Manchmal, selten ist es auch schief gegangen, aber das war nicht schlimm. Denn, wenn Vieles klappt, kann das Eine oder Andere ruhig auch einmal daneben gehen“. Mit dieser günstigen Leistungsmotivation entwickelt sich ein gelassener und angemessener Umgang mit Misserfolgen und Fehlern oder es entsteht die im Leben so wichtige Frustrationstoleranz.
Hat ein Kind eine schwierige Aufgabe mit Anstrengung bewältigt, kann es sich auch mit Fug und Recht darüber freuen und darauf stolz sein. Ein Lob in dieser Situation wird leicht angenommen und verstärkt Freude und Stolz. Es entsteht beim Kind ein realistisches Bild von sich selbst. Es lernt seine momentanen Möglichkeiten und Begrenzungen kennen und akzeptieren, aber auch, dass sich durch Üben und durch Anstrengen diese Möglichkeiten erweitern und die Grenzen hinausschieben lassen.
Neben einer günstigen Leistungsmotivation, einem realistischen Selbstkonzept und Frustrationstoleranz lernen Kinder im Vorschulalter an dieser Stelle jedoch auch, auf kompetentere Menschen zu hören. Sie lernen, Anweisungen zu folgen, obwohl sie im Moment nicht einsehen können, dass das Befolgen der Anweisung für sie hilfreich ist und sie zum gewünschten Ziel bringt, oder sie leichter und schneller an dieses Ziel bringt. Wer aber wiederholt erfahren hat, dass eine Anleitung, eine Steuerung von außen zu besseren, schöneren Werken oder auch richtigen Lösungen geführt hat, folgt bereitwilliger den Anweisungen, Ratschlägen und Hilfen von Lehrpersonen und bringt so eine elementare Bereitschaft oder Kompetenz mit, die ihm den Weg durch unser Bildungssystem wesentlich erleichtert und diesen Weg auch zu einem eher erfolgreichen werden lässt.